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Interview: Im Gespräch mit Dr. Bernd Pütter von HOCHTIEF

Smart City Chirine Etezadzadeh

Herr Pütter wird im Namen der Firma HOCHTIEF auf der Blisscity sprechen. Bildquelle: HOCHTIEF.

Blisscity – Deutschlands erste Smart City Convention – wird am 21. – 22. November in Frankfurt stattfinden. Konzernsprecher der Firma HOCHTIEF, Dr. Bernd Pütter, wird dort einen Vortrag zum Thema “Die Bauwirtschaft im Wandel” halten und stand SmartCityNews.global schon vorher für ein Interview zur Verfügung.

 

SCN.globalHerr Pütter, Sie werden die Firma HOCHTIEF im Rahmen der Blisscity vertreten. Ist das Thema Smart City schon Teil Ihres Arbeitsalltags?

Pütter: Von den großen Megatrends unserer Gesellschaft profitiert immer auch unser Unternehmen, denn sie sind mit hohen Investitionen in Infrastruktur verbunden. Denken Sie an die Energie- oder die Verkehrswende, aber auch an den demographischen Wandel. Selbstverständlich hat auch die Digitalisierung Einfluss auf unsere Arbeit. Gebäude sind heute hochkomplexe technische Systeme, die aufwändig gesteuert werden müssen.

SCN.globalInwiefern ist die Digitalisierung in der Bauwirtschaft angekommen?

Pütter: Zum einen wirkt sich die Digitalisierung auf die Gebäudetechnik aus, wie ich vorher erklärt habe. Das gilt für Aufzüge und die Klimatechnik, aber auch für den Brandschutz oder die Informationstechnologie. Das Internet der Dinge ist bei komplexen Immobilien längst Standard.

Die Digitalisierung verändert zugleich Planung, Bau und Betrieb von Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen in nie gekannter Weise, Stichwort BIM (Building Information Modeling). HOCHTIEF war eines der ersten Unternehmen weltweit, das sich mit dem virtuellen Bauen beschäftigt hat, in den USA sind wir mit unserer Tochterfirma Turner Marktführer im BIM-Bereich. Die Technologie führt zu enormen Effizienzgewinnen, einer höheren Bauqualität und mehr Kostensicherheit.

SCN.global: Gibt es diesbezüglich Unterschiede zwischen den Regionen?

Pütter: Nach meiner Wahrnehmung ist das Thema BIM in Europa – speziell in Deutschland – früh aufgekommen. 15 Jahre später diskutieren viele Planer und Bauherrn immer noch über die Integration von BIM in den Planungs- und Bauprozess. In den USA zum Beispiel hat man den Nutzen der Technologie schnell erkannt und sie schnell eingeführt, um sie kontinuierlich weiter zu verbessern. Bei Großprojekten ist BIM heute weltweit Standard.

SCN.globalWorin unterschieden sich deutsche Bauvorhaben am stärksten von asiatischen Projekten?

Pütter: In Deutschland gibt es hohe Standards bei der Energieeffizienz oder beim Brandschutz. Wir sollten uns aber nicht einbilden, anderen Nationen weit voraus zu sein. Die Zeiten, in denen Bambusgerüste im Hochhausbau eingesetzt wurden, gehen auch in Asien zu Ende. Ich kann in halbwegs entwickelten Ländern keine großen Unterschiede zu unseren Baustellen mehr feststellen.

SCN.globalWarum hat Deutschland so große Probleme mit Großprojekten? Ist das im Ausland auch so?

Pütter: Bei großen und vor allem komplexen Projekten gibt es immer die Gefahr von Kosten- und Terminüberschreitungen. Das ist auch im Ausland so: Die Kosten des neuen World Trade Centers in New York haben sich fast vervierfacht, die Bauzeit verlängerte sich um ca. drei Jahre. Meine Kollegen in den USA haben mir berichtet, dass diese Tatsachen nicht zu einer öffentlichen Debatte über das Gebäude oder die Kompetenz der amerikanischen Bauindustrie geführt hätten. Vielleicht neigen wir in Deutschland dazu, Abweichungen zu dramatisieren und zu skandalisieren? Studien zufolge sind die Baupreise in Deutschland wegen des hohen Wettbewerbsdrucks immer noch auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, die Margen in der Bauindustrie sind verglichen mit dem unternehmerischen Risiko sehr gering.

Die letzte Bundesregierung hatte eine Reformkommission zum Bau von Großprojekten eingerichtet. HOCHTIEF-Fachleute haben sich daran beteiligt. Wenn die Vorschläge der Experten konsequent umgesetzt werden, bekommen wir auch in Deutschland noch mehr Kostensicherheit bei öffentlichen Großaufträgen.

SCN.globalGibt es schon Gebäude, die Sie persönlich richtig smart finden? Falls nein, was würde ein smartes Gebäude ausmachen?

Pütter: Gute Architektur finde ich faszinierend und inspirierend. Das gilt zum Beispiel für die Elbphilharmonie, die ich seit dem ersten Spatenstich begleitet habe. Ein smartes Gebäude zeichnet sich dadurch aus, dass ich die Technik nicht merke. Ich war mal in einem Hotel, bei dem selbst die Beleuchtung über einen Touchscreen gesteuert wurde. Wenn man nachts zur Toilette muss, ist so ein Panel nicht smart, sondern nervig.

Vielen Dank für Ihre Ausführungen! Wir freuen uns darauf, Sie in Frankfurt begrüßen zu dürfen.

Dr. Bernd Pütter wird am 22.11.2017 im Panel „Buildings + City Development“ auftreten.

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