Blisscity – Deutschlands erste Smart City Convention – wird am 21. – 22. November in Frankfurt stattfinden. Dr. Wolfgang Eckert, Leiter Systemkritische Infrastrukturen bei der EnBW, wird im Rahmen der Blisscity einen Vortrag zum Thema „Die urbane Energiewende und die Zukunft deutscher Energieversorger“ halten. Als Sponsor der Blisscity führte er im Vorfeld der Veranstaltung ein Gespräch mit Frau Prof. h.c. Dr. Chirine Etezadzadeh, der Gründerin von SmartCityNews.global.
Etezadzadeh: Herr Dr. Eckert, mit Ihrem Vortrag werden Sie als Sponsor der Blisscity den zweiten Konferenztag eröffnen. Warum haben Sie sich dafür entschieden, die Blisscity zu unterstützen?
Eckert: Blisscity ist eine überaus zukunftweisende Initiative, von der es meiner Meinung nach leider zu wenige gibt. Sie versucht den vielen eher vage anmutenden Begriff der „smarten Stadtentwicklung“ Leben einzuhauchen. Deshalb halte ich das Programm der Konferenz auch für sehr gelungen, denn es kommen viele unterschiedliche Perspektiven zu Wort. So kann etwas mehr Konkretes Eingang in die Diskussion finden.
Etezadzadeh: Die Welt der Energieversorger verändert sich. Wie verändert sich die EnBW?
Eckert: Wir haben die Herausforderung der Energiewende konsequent und ganzheitlich angenommen, und das bereits seit vielen Jahren. So bauen wir unsere erneuerbaren Kapazitäten im In- und Ausland, zu Land und auf hoher See, systematisch aus. Gleichzeitig machen wir unsere Netze fit für die Herausforderungen einer dezentraleren, kleinteiligeren Energieversorgung. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit neuen Geschäftsmodellen, die über die klassischen Energielösungen hinausgehen.
Etezadzadeh: Wo sehen Sie die zukünftigen Betätigungsfelder der EnBW?
Eckert: Die EnBW ist und bleibt ein integrierter Energieversorger mit einer starken Basis im industriell wichtigen Südwesten Deutschlands. Darüber hinaus werden wir einer der Antreiber des Innovationskonzepts „Stadt der Zukunft“ sein. Durch eine intelligente Digitalisierung wird über die energetische Effizienz hinaus auch die urbane Infrastruktur sowie der individuelle Lebensstandard in großen und kleinen Städten verbessert werden.
Etezadzadeh: Die urbane Energiewende ist eine Voraussetzung für eine Smart City. Kriegen wir das hin?
Eckert: Die urbane Energiewende ist ein wichtiger Teil der gesamten Energiewende, und das wiederum treibt die Entwicklung hin zu smarten Städten. Insgesamt ein gewaltiges Investitionsprogramm, wobei für die Smart City auch der Breitband- und Funknetzausbau sowie die Optimierung der Verkehrswege wichtige Bestandteile sind. Eine gewaltige Umwälzung unserer Städte, wie wir sie vor über hundert Jahren schon einmal hatten.
Etezadzadeh: Welche Rolle spielen dabei EVU und Stadtwerke?
Eckert: Eine ganz zentrale, denn diese betreiben bereits heute kritische Infrastrukturen im großen Maße und müssen diese nun gemeinsam den neuen Gegebenheiten anpassen. Dies ist auf der einen Seite kostenintensiv, auf der anderen Seite ermöglicht es den EVUs und Stadtwerken aber auch, die Städte der Zukunft über Energie hinaus mitzugestalten.
Etezadzadeh: Welche Rolle spielt dabei die jeweilige Kommune?
Eckert: Die Kommunen setzen die jeweiligen Rahmenbedingungen, die erwünscht sind, und geben auch den Rahmen für das Tempo der Veränderung vor. Je klarer diese das tun, desto leichter wird es für alle Beteiligten, die Umsetzung zu gestalten. Wir als EnBW wollen die Kommunen daher bei der Vielzahl an Möglichkeiten unterstützen, die richtigen Schwerpunkte für ihre Stadt setzen zu können, damit diese schneller an ihr individuelles Ziel kommen.
Etezadzadeh: In welchem Maßstab denken Sie, wenn Sie Smart-City-Projekte angehen: Quartier, Stadtteil oder Stadt?
Eckert: Veränderungen beginnen im Kleinen, daher starten wir bei Quartieren im Rahmen von Neubauprojekten. Aber natürlich wird es nicht dabei bleiben. Wenn wir wirklich intelligente Städte haben wollen, müssen und werden wir auch Altbauprojekte und damit ganze Stadtteile bis hin zur ganzen Stadt angehen. Zudem ist es wichtig, von Beginn an ein Grobkonzept für die gesamte Stadt zu haben, bevor man anfängt, die ersten Quartiere zu smartifizieren.
Etezadzadeh: Was bezeichnen Sie als kritische Infrastrukturen?
Eckert: Kritische Infrastrukturen sind integraler Bestandteil und Voraussetzung für das moderne Leben in Gesellschaften. Das reicht von Verkehrswegen über Datenautobahnen bis hin zur Stadt der Zukunft.
Etezadzadeh: Welche Aufgaben übernehmen Sie in Ihrer neuen Funktion im Bereich Systemkritische Infrastrukturen?
Eckert: Es geht darum, die vielfältigen im Konzern verteilten und bereits vorhandenen Kompetenzen der EnBW zu Leistungsprogrammen zu bündeln. Darüber hinaus müssen neue Ansätze, Ideen und Produkte Raum für Entwicklungen bekommen, damit sie durch Kooperation, organisches oder anorganisches Wachstum zu Geschäften wachsen können.
Etezadzadeh: Wie kann sich jeder Einzelne in die urbane Energiewende sinnvoll einbringen?
Eckert: Jeder Einzelne sollte sich mit dem Thema beschäftigen, es verstehen und beeinflussen wollen. Je mehr wir über etwas wissen, desto mehr verlieren Dinge ihren bedrohlichen Charakter. Gleichzeitig werden immer mehr Menschen an ihrem eigenen Arbeitsplatz ebenfalls mit dem Thema in Berührung kommen. Neue Ideen und Impulse kommen dazu und eine Entwicklung kann vollzogen werden.
Etezadzadeh: Was erwarten Sie von der neuen Regierung zur Unterstützung der urbanen Energiewende?
Eckert: Im Wahlkampf wurde immer wieder deutlich, dass wir einen immensen Nachholbedarf bei nahezu allen unseren Infrastrukturen haben. In vielen Punkten muss sich Deutschland beeilen, um nicht endgültig den Anschluss zu verlieren. Hier erwarte ich mir Impulse und konkrete beschleunigende Maßnahmen der nächsten Regierung. Wenn wir den Infrastruktur-Umbau genauso angehen können, wie wir unsere Produkte wettbewerbsfähig in alle Welt verkaufen, dann sehe ich positiv in die Zukunft.
Vielen Dank für das Gespräch und Ihre Unterstützung!
Wir blicken gespannt auf Ihren Vortrag und freuen uns, Sie als unseren Sponsor in Frankfurt begrüßen zu dürfen!
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