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Interview: Im Gespräch mit Herrn Ministerialdirektor Stefan Krebs, CIO/CDO des Landes Baden-Württemberg

Smart City Chirine Etezadzadeh

Der Milliarden-Mann aus Stuttgart: Herr Ministerialdirektor Stefan Krebs, CIO/CDO des Landes Baden-Württemberg im Gespräch mit SmartCityNews.global. Bildquelle: Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg.

Blisscity – Deutschlands erste Smart City Convention – wird am 21. + 22. November in Frankfurt stattfinden. Herr Ministerialdirektor Stefan Krebs, CIO/CDO des Landes Baden-Württemberg, wird im Rahmen der Blisscity eine Keynote zum Thema „Der Baden-Württembergische Weg in die Digitalisierung“ halten. Im Vorfeld der Veranstaltung führte Herr Krebs ein Gespräch mit Frau Prof. h.c. Dr. Chirine Etezadzadeh, der Gründerin von SmartCityNews.global und gab einen Einblick in die beeindruckenden Aktivitäten des Landes.

 

Etezadzadeh: Lieber Herr Krebs, ich freue mich sehr, Sie im Rahmen der Blisscity begrüßen zu dürfen. Was hat Sie am Format der Blisscity überzeugt, mal abgesehen davon, dass sie von einem baden-württembergischen Unternehmen gestaltet wurde?

Krebs: Ganz konkret: der ganzheitliche und praxisnahe Ansatz der Veranstaltung. Ich möchte dort den baden-württembergischen Weg in die Digitalisierung darstellen. Umgekehrt erhoffe ich mir auch, aus den Diskussionen und dem Austausch mit den vielen Experten neue Ideen ins Ländle mitnehmen zu können.

Etezadzadeh: Sie sind unseres Wissens der erste CIO auf Landesebene. Was sind eigentlich die Aufgaben eines CIO in Ihrer Position?

Krebs: Seit Juli 2015 ist nunmehr meine vorrangige Aufgabe das strategische Management der IT und des E-Governments unserer Landesverwaltung. Gleichzeitig ist mir die Stabsstelle für Digitalisierung – ein Art Start-up im Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration – zugeordnet, die für die Koordinierung und Umsetzung der Digitalisierungsstrategie „digital@bw“ zuständig ist.

Etezadzadeh: Wir kennen Sie als einen Mann der Tat. Wie lebt es sich an der Schnittstelle zwischen Industrie und Politik? Was sind die Herausforderungen?

Krebs: Man befindet sich im ständigen Austausch zwischen der Verwaltung, den politisch Handelnden auf allen Ebenen und dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld. Unser Ansatz ist, die Digitalisierung gemeinsam erfolgreich für unser Land zu gestalten. Dieses Zusammenbringen der einzelnen Stakeholder ist für mich eine spannende Herausforderung.

Etezadzadeh: Die Landesregierung hat kürzlich die Digitalisierungsstrategie für das Land Baden-Württemberg veröffentlicht. Was sind die Kernziele der Strategie?

Krebs: Baden-Württemberg soll die Leitregion in Europa für den digitalen Wandel werden. Dies ist ein ehrgeiziges Ziel, aber wir glauben fest daran. Dafür nehmen wir auch ordentlich Geld in die Hand: Wir wollen in dieser Legislatur rund eine Milliarde Euro in Digitalisierungsprojekte und den Breitbandausbau stecken. Dabei ist uns wichtig, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Die Digitalisierung dient dem Menschen, nicht anders herum. Überdies wollen wir mit einer nachhaltigen Digitalisierung nicht nur neue Geschäftsfelder für die Industrie erschließen, sondern gleichzeitig auch die Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigen.

Etezadzadeh: An welchen Stellen werden die Landesbürger die aus der Strategie resultierenden Veränderungen als erstes erleben können?

Krebs: Wir haben in unserer Strategie rund 70 Projekte in unterschiedlichsten Politikfeldern der Wirtschaft, der Verwaltung, der Mobilität und Medizin konkret definiert. Am schnellsten erlebbar werden die Veränderungen für unsere Bürgerinnen und Bürger sicher bei ihren Internetverbindungen, also der digitalen Infrastruktur, sein. Allein in der 2. Jahreshälfte des Jahres 2016 konnten wir durch die Förderung des Breitbandausbaus über 225.000 Haushalten in Baden-Württemberg zu deutlich schnellerem Internet verhelfen. Wir sind dabei noch nicht am Ziel, aber auf dem direkten Weg in eine flächendeckende Breitbandversorgung.

Etezadzadeh: Wie gehen Sie mit dem Thema Datenschutz, Informationssicherheit und Privacy um?

Krebs: Dies ist eines der zehn Themen aus der Digitalisierungsstrategie, wozu wir mehrere Projekte geplant haben. So werden wir 2018 insbesondere die Cyberwehr starten, welche unserem Mittelstand – also dem Rückgrat unserer Wirtschaftskraft – wie die Feuerwehr im Brandfall beiseite stehen soll.

Etezadzadeh: Für das SmartCity.institute können Smart Cities große und kleine Städte sein. In jedem Fall machen wir die Region zu einem Teil der Stadtentwicklung. Ist das Thema Smart City ein Thema für Baden-Württemberg?

Krebs: Selbstverständlich. Die Zukunft der Kommunen ist digital. Deshalb fördern wir als Landesregierung sowohl kleinere als auch größere Städte und Kommunen. Das Projekt Future Communities förderte 98 Einzelprojekte im Jahr 2017 und soll 2018 und 2019 fortgesetzt werden. Bis Jahresende läuft die Bewerbungsfrist für die Digitale Zukunftskommune@bw. Dabei werden vier Modellkommunen mit je 1,1 Mio. Euro und 50 Kommunen mit bis zu 45.000 Euro für die Erstellung einer Digitalisierungsstrategie gefördert. Überdies soll der ländliche Raum durch das Programm Digitale Zukunftsdörfer@bw gefördert werden.

Etezadzadeh: Wie erleben Sie die baden-württembergische Industrie im Hinblick auf die Digitalisierung?

Krebs: Baden-Württemberg war auch 2016 die Region in der EU mit dem höchsten Innovationspotenzial. Freilich bedarf es im Bereich der Digitalisierung weitergehender Anstrengungen. So enthält die Digitalisierungsstrategie der Landesregierung auch die zwei Schwerpunktthemen Digitale Start-ups und die Initiative Wirtschaft 4.0.

Etezadzadeh: Was hielten Sie davon, wenn wir unsere Landeshauptstadt – gemeinsam mit den Industriegrößen, Hidden Champions, Know-how-Trägern und Bürgern des Landes – zur führenden Kommune in Sachen Future Mobility entwickeln würden? Was könnte uns daran hindern?

Krebs: Future Mobility ist das Ziel des Projekts moveBW. In einem 18-monatigen Pilotvorhaben entsteht eine neue Datenplattform, die alle relevanten Informationen der regionalen Partner zur Verkehrssteuerung zusammenbringt. Darauf aufbauend entwickelt ein Industriekonsortium für die Region Stuttgart einen App-basierten Mobilitätsassistenten, der die Interessen der Nutzenden berücksichtigt und den Verkehr im öffentlichen Interesse lenkt.

Etezadzadeh: Was sind Ihre nächsten Vorhaben als CDO?

Krebs: Nach der Ausarbeitung der Digitalisierungsstrategie geht es jetzt an die Umsetzung. Unser Kabinettsausschuss Digitalisierung hat erst vor kurzem für rund 70 Projekte die finanziellen Rahmenbedingungen geschaffen. Jetzt geht es darum, keine Zeit zu verlieren, damit das Digitale immer schneller zum Realen wird.

Sehr geehrter Herr Krebs, es ist großartig zu sehen, welche ambitionierten Ziele wir in Baden-Württemberg verfolgen! Das Ländle wird smart. Auch das SmartCity.institute ist Teil dieser Bewegung. Ich freue mich, dass wir Sie für die Blisscity gewinnen konnten und bin, genau wie unsere Gäste, gespannt auf Ihre Keynote!

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